„Eine Seefahrt, die ist lustig“ oder „Wo ist bitte unser Schiff?“

von Katja Spall

Abschlussfahrt der 10b

Einen Ferientag für die Schule opfern? Für manche unvorstellbar, für die tolle Truppe der 10b eine Selbstverständlichkeit. Der Bericht einer etwas anderen, aber sicherlich für alle Beteiligten unvergesslichen Abschlussfahrt.

 

Am Sonntag, den 24.04.2022 finden sich 19 Schüler*innen und 2 Lehrer*innen gegen 9:00 Uhr an der Schule ein. Mit einem mulmigen Gefühl („Was uns wohl erwartet?“), einem negativen Corona-Test (fast alle…) und vielen Vorräten starten wir 10 Minuten vor der geplanten Abfahrt um 9:20 Uhr Richtung Holland. Mit 2 Busfahrern und jeder Menge guter Laune begeben wir uns auf etwa 600 km Kurs Nordwest.

 

Im Hafen von Harlingen begrüßt uns strahlender Sonnenschein und wir halten gespannt Ausschau nach unserem gebuchten Schiff, der „Mermaid“. Leider befindet diese sich in einer Werft, so dass uns der Reeder kurzerhand auf die „Manna“ umgebucht hat. So entern wir ein uns völlig unbekanntes Schiff – und werden positiv überrascht. Auch wenn die geplante Zimmereinteilung hinfällig ist – die über 100 Jahre alte Manna besitzt Charme, 2 Schiffshunde und alles, was man für einen Segeltörn braucht.

 

Nach dem Abendessen im “De Admirael” machen wir einen kurzen Abstecher an den Hafen, danach geht es zurück aufs Schiff – immer noch gespannt, was uns auf dieser Reise erwarten wird.

 

Der Montag beginnt mit einem bayrischen Weißwurstfrühstück im Speisesaal mit vielen müden Gesichtern: die erste Nacht war kurz. Skipper Roel und sein Maat Freijk – der Ahoi ;-) - stehen bereit zum Segel setzen. Alle Mann an Deck – Segel setzen – Kurbeln – Seeluft schnuppern! Bei Windstärke 7 – für uns Landratten fast Sturm – weht uns der Wind 18 nautische Meilen in 3 Stunden von Harlingen auf die Wattenmeerinsel Terschelling. Segel einholen, im Hafen anlegen und ab auf die Insel. Eine kleine Stadt mit altem Leuchtturm und tollen Aussichtsplattformen erwartet uns. Für Herrn Arndt heißt es das erste Mal: Kibbeling! Punkt 17 Uhr rückt der Küchendienst an, um 18 Uhr gibt es das Kochduell: Käsespätzle gegen Käsespätzle! Dickes Lob an das Küchenteam – zwei Gewinner!

 

Der Dienstag begrüßt uns mit Sonnenschein und während die Schüler*innen zwischen Segel setzen und umsetzen unsere Schiffshunde Skip und Loki verwöhnen, schippern wir in unter 2 Stunden 7 nautische Meilen zur Insel Vlieland. Eine kleine Insel mit wunderschönen Sandstränden und Dünen erwartet uns. Eine Handvoll Freiwilliger hält aber die Stellung auf der Manna– ein viertes Segel wird eingebaut. Am Abend stärken wir uns bei Spaghetti Bolognese. Wir liegen neben 2 weiteren Abschlussklassen aus Bayern und es werden schnell neue Kontakte geknüpft (und Insta Follower gewonnen).

 

Am Mittwoch erwartet uns eine neue Herausforderung: Segeln ohne Wind. Nachdem wir am Montag mehr als genug davon hatten, lässt er uns am Mittwoch fast ganz im Stich und so kommen wir in 8 Stunden gerade mal 23 nautische Meilen weit. In dieser Zeit haben wir Seerobben gesehen, andere Schiffe beim Trockenfall beobachtet und auf dem Wasser einfach die Seele baumeln lassen. Irgendwann beschließt Roel, dass wir die Nacht in Franeker, einer kleinen Stadt am Kanal verbringen und so fahren wir durch Schleusen und Brücken und liegen direkt im Zentrum. Heute ist Koningsdag in Holland, der Nationalfeiertag, erstmals nach Corona und es herrscht ein munteres Treiben. Unsere Pizzabrötchen waren gut. Am Abend üben einige unserer Matrosen Taue zu werfen und sind recht erfolgreich.

 

Letzter Tag zum Segeln – alle sind traurig, dass die Zeit an Bord so schnell vergeht, aber der Tag bringt nochmal eine neue Überraschung mit sich. Am Morgen erklärt uns Roel, dass wir heute ins Ijselmeer segeln. Wir starten schon auf dem Kanal mit Segel setzten und erreichen die Lorenzschleuse gegen 13:30 Uhr. Der Motor bringt uns nach Makuum – einem kleinen, schönen Städtchen mit typisch holländischen Häusern und vielen Grachten. Als Highlight werden alle Segel schon im Hafen gehisst – mittlerweile brauchen wir dafür keinen Matrosen mehr, das können wir (fast) allein! Mit wehenden Segeln geht es aus Makuum in Richtung Harlingen – so der Plan. Bei der Schleuse dann die schlechte Nachricht: Die Schleuse ist defekt, wir kommen nicht weiter. Roel bleibt entspannt und genug zu essen ist auch noch da! Also kochen wir erstmal Schinkennudeln mit Salat. Auch nach dem Essen ist noch kein Weiterkommen möglich, so dass die schiffseigenen Duschen geentert werden und der Deich mit dem Bunker neben dem Schiff erkundet wird. Um 21:30 Uhr kommt die Nachricht, dass die Schleuse wieder geht, aber jetzt mag der Skipper nicht mehr bis Harlingen fahren. Wir fahren das Boot noch durch die Schleuse und ankern im Baustellenbereich der neuen Schleuse. Ein Abend auf der Manna– nur wir alle zusammen! Mit Europa League, Skipbo und ganz vielen anderen Spielen vergeht der letzte Abend wie im Flug.

 

Die schlechte Nachricht am letzten Tag: 6:00 Uhr Frühstück – unser Bus fährt um 8:00 Uhr in Harlingen! Der Skipper startet mit nur 5 Minuten Verspätung (!) unsere Manna Richtung Harlingen und wir legen um kurz vor Acht tatsächlich an. Die Zeit zwischen Frühstück und Ankunft nutzen wir zum Packen und Aufräumen, bevor es wieder heißt: Kette bilden zum Ausladen. Warum ein Schlafsack baden gegangen ist, kann die 10 b berichten…Nach einer sehr ruhigen Busfahrt erreichen wir Lohr gegen 16:00 Uhr, entladen den Bus und verteilen die letzten Nahrungsmittel.

 

Es war eine unvergessliche Abschlussfahrt, bei der die Schüler*innen einen tollen Zusammenhalt bewiesen haben. Denn nur so funktioniert es an Bord: Wenn alle gemeinsam an einem Strang/Seil ziehen, kann das Segel gesetzt werden.

Liebe 10b – Danke für diese unvergessliche Abschlussfahrt! Jederzeit wieder!

Katja Spall & Stephan Arndt

 

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